Restaurierung meiner Märklin CEB800 von 1955

Im Frühjahr 2000 ersteigerte ich über eBay eine bespielte CEB800 in technisch passablem Zustand für DM 75,-. Das war natürlich ein besonderes Wagnis, da man bei solchen Anlässen auch ziemlichen Schrott erhalten kann. Aber der Verkäufer war eine ehrliche Haut und hatte den Zustand richtig beschrieben. Rechts die Fotos aus der Versteigerung. Der Lack war abgeblättert und alle Anbauteile verschmutzt und verbogen. Jedoch war nichts abgebrochen oder unvollständig. Die hinter den Kratzern durchscheinende hellgrüne Plastikfarbe hatte mich besonders neugierig gemacht auf das, was unter dem Lack wohl sein könnte.


Die nächsten Fotos zeigen den Zustand des Gehäuses der eigentlich braunen E-Lok Märklin CEB800 / 3002.1 von 1955 nach Entfernen der stark abgegriffenen Lackschicht.


Zunächst wurden alle Anbauteile wie Griffstangen, Stromabnehmer, Cellonscheiben abgebaut. Nach kurzem (!) Bad des Gehäuses in Nitroverdünnung wurde der braune Altlack mit einem Pinsel entfernt. Zum Vorschein kam ein hellgrün durchgefärbtes Plastikgehäuse mit 2 Abdeckungen am Deck der Fahrzeugfront. Diese bestehen aus schwarz durchgefärbtem Plastik.

Im nächsten Bild kann man die abgebauten Teile neben dem Fahrwerk und dem Gehäuse erkennen.


Das Gehäuse habe ich mit Revell matt Nr. 37 zweimal lackiert und die Beschriftung mit Revell Nr. 90 silber ausgelegt. Anschließend wurde mit Revell - Klarlack seidenmatt versiegelt. Der Stromabnehmer wurde gereinigt und vom Rost befreit. Offenbar hatte man die Lok lange in feuchten Räumen gelagert. Alle Griffstangen zeigten deutlichen Rostbefall und selbst die kleinen Splinte, mit denen Märklin damals die Griffstangen befestigte, waren davon nicht verschont.
Da ein neu lackiertes Modell unbedingt auch neu aussehende Anbauteile braucht, habe ich mich entschlossen, alle Splinte und Griffstangen zu ersetzen. Spezielle Splinte in der schwierig zu findenden Sondergröße 1 x 5 mm und Spezialdraht aus der Medizintechnik waren der ideale Reparaturersatz. Der Draht besteht aus 0,6 mm Nickel - Chrom - Molybdän Legierung ( federhart ) und ist absolut rostfrei.

Alle Lampen wurden durch die noch erhältlichen Märklin Glühbirnen für die Wegeleuchte ersetzt, damit eine gleichmäßige Leuchtstärke gegeben ist. Der eigentlich falsche 3000er Umschalter blieb eingebaut, da er in einer Rangierlok beste Dienste leistet. Der Motor erhielt neue Bürsten und läuft nach gründlicher Reinigung wie ein Uhrwerk. Insgesamt macht die Lok trotz gründlicher Restauration einen perfekten Originaleindruck und ist daher unverkäuflich.
Bedingt durch das Plastikgehäuse und den technisch sehr guten Gesamtzustand ohne übermäßige Toleranzmaße der beweglichen Teile, hat man das Fahrverhalten und die Geräuschentwicklung eines modernen Märklin Digitalmotors. Das Langsamfahrverhalten ist hervorragend und reicht fast an einen Faulhaber – Motor heran. Bei Vorführungen muß ich immer das Gehäuse öffnen, damit die Zuschauer an die 45 Jahre alte Technik glauben. Sicher gab es auch bei den damaligen Modellen eine Serienstreuung in punkto Qualität und ich hatte Glück, eines der besseren Modelle zu erwischen. Sie ist zur Zeit meine beste Rangierlok und eine der wenigen Plastikloks, die mir überhaupt gefallen. Es fehlt lediglich eine Telex – Kupplung.
Die Zugleistung ist durch das relativ geringe Gewicht und die alten durchsichtigen Plastik – Haftreifen auf 5 kleinere oder 2 bis 3 größere Wagen beschränkt, was aber dem Verwendungszweck des Originals der E63 als Rangier – und leichte Güterzuglok durchaus genügt. Endlose Güterzüge bewege man besser stilgerecht mit einem 3015 Krokodil. Die alten Haftreifen waren bis etwa 1964 erhältlich und wurden dann durch die heute noch bekannten Gummireifen ersetzt. Auch wenn die alten Haftreifen mit der Zeit hart werden und damit die Zugleistung der Lok sinkt, gelten sie immer noch als wertsteigernd bei Sammlermodellen. Der Koll – Katalog sagt etwa DM 400,- für diese braune Variante. Leider ist sie aus Plastik, dafür aber auch schön unmaßstäblich. Märklin der 50er Jahre eben...