Die Trix Express Holzgebäude der Vorkriegszeit

Trix Express startete auf der Frühjahrsmesse in Leipzig im Jahr 1935 mit den ersten Loks und Wagen seines später so erfolgreichen Programmes. Die Fahrzeuge hatten sichtlichen Spielzeugcharakter, was nicht besonders verwundert, denn es sollten in erster Linie die Kinder angesprochen werden. Erst später realisierte man die erwachsene Fangemeinde und brachte 1937 die ersten modellgemäßen Züge. Schon im ersten Produktionsjahr legte man großen Wert auf eine vollständige Systembahn, zu der neben der abgestimmten Technik auf 14 Volt Wechselstrom ein sehr vielseitiges Gleissystem auf Bakelitbasis mit elektromagnetischen Weichen und Trix-typischen Schaltern gehörte. Natürlich gehörten auch Trix-eigene Modellgebäude zu diesem System. Die Hochbauten wurden vermutlich von einem oder mehreren Nürnbergern Kistenmachern hergestellt. Heute würde man so etwas als Kleinserie bezeichnen, denn angesichts der Handarbeits-Technik, in der diese Gebäude angefertigt wurden, kann die Stückzahl nicht besonders groß gewesen sein. Leider sind mir keine genauen Daten dazu bekannt. Das Aussehen der Holzgebäude passt perfekt zu den ersten spielzeughaften Zügen und würde heutige Modellbahner sicher nicht zufriedenstellen. Es waren einfache aber fantasievolle Objekte aus etwa halbzentimeterstarkem massivem Buchenholz, Eichenholz und teils aus mehrschichtigen Sperrholzplatten. Vorsicht beim Reinigen mit Wasser, denn die Sperrholzbauteile können quellen oder sich verziehen - nur mit feuchtem Lappen säubern.
Es gab einen Bahnhof Trixstadt, den passenden Bahnsteig, einen einständigen Lokschuppen und den Güterschuppen. Bei allen Gebäuden sind Abweichungen in Grösse, Farbe, Holzmaterial und Anbauteilen bekannt. Bedenkt man, daß damals eine elektrische Tischeisenbahn an sich schon echter Luxus war, so wird klar, wie selten die passenden Holzgebäude heute sein müssen, denn die wenigsten Spiel-Eisenbahner dürften von den Eltern und Großeltern auch noch die passenden Gebäude bekommen haben. Dazu kommt noch, daß diese Holzgebäude oft nicht als Trix Fabrikate erkannt wurden und später geringschätzend weggeworfen wurden. Sie waren für den Laien nicht erkennbar, da ungemarkt. Den Rest der Bahn hat man ordentlich verpackt und eingelagert aber der alte Holzkram - was sollte das schon besonderes sein? Und hat tatsächlich jemand doch einmal alles aufgehoben, dann bekamen die feuchtigkeitsempfindlichen Gebäude auf Dachböden oder in modrigen Kellern den Rest. Waren sie erst einmal verzogen und die Holzteile klafften auseinander, dann hat man sie beim nächsten Aufräumen auf alle Fälle weggeworfen. In der Folgezeit gab der Modelleisenbahner den Blechgebäuden den Vorzug, gefolgt von den ersten Plastikbauten. Trix hat allerdings auch in den 50er Jahren noch einige Holzgebäude hergestellt. Diese waren wesentlich modellhafter und erinnern schon an die Faller Gebäude.

Der Katalog von 1935 listet 4 verschiedene Gebäude mit den Artikel Nummern 20/270 bis 20/273 auf, die hier im Einzelnen beschrieben werden sollen. Im Trix Mikado Katalog fehlen diese Bauwerke. Sie sind sehr selten und im graubraunen Originalkarton fast gar nicht mehr zu finden. Ich war zunächst gar nicht besondes scharf auf diese Holzgebäude, aber wie es dann im Leben immer so ist, spülte unserer Fahrertruppe der glückliche Zufall eine komplette Sammlung von 1935 in die Hände. Der Erstbesitzer bekam sie als kleiner Junge und wohnte im Krieg in Berlin. Die Sammlung war während dieser Zeit im Keller unter den Kohlen versteckt worden. Später in besseren Zeiten wurde sie nur zu besonderen Anlässen hervorgeholt. So blieb alles im fast unbespielten Originalzustand - ein ungeheurer Zufall. Noch viel wichtiger aber ist die Geschichte zu diesem Fund aus dem Mund des hochbetagten Erstbesitzers, welche die Originalität aller Stücke belegt. Das ist ein Vorgang, der in Zukunft fast unmöglich werden wird. Die zugehörige Scheibenradlok mit den 1935er Personenwagen kann man auf unseren anderen Bildern erkennen. Durch diese Gebäude ist der Trix Anlagenteil erst komplett geworden und natürlich gibt man so etwas nie mehr her.

Als erstes Foto eine typische Szene im Stil der ersten Jahre. Ein Personenzug von 1935 vor dem passenden Bahnhof. Bei unseren Vorführungen der absolute Star für alle Trix-Fans.

Das wichtigste Gebäude war der Bahnhof Trixstadt 20/270. Es existieren verschiedene Poster an den Wänden. Bekannt sind Horch, Audi, Express Fahrräder, Mauxion Schokolade,Kaffee Hag und Andere. Diese Poster findet man auch am Bahnhof Trixburg, der eine schöne Halle hat und schon etwas an die in England hergestellten Bahnhöfe der "Manyways" erinnert. Übrigens ist der auffallend blaue Rand unter der Dachkante ebenfalls original. Die Herkunft dieser Gebäude ist durch den Erstbesitzer belegt. Er hat mir persöhnlich die Originalität versichert. Das kleine Holzteil ist der Beleuchtungseinsatz, der zu einem kompletten Bahnhof gehört. Leider ist er meist verloren gegangen. Er passt genau in die Gebäudemitte hinter den Eingang und dient zur Montage einer Glühlampe.

Hier nochmals die Großaufnahme mit den Werbeplakaten.

Oben der Beleuchtungseinsatz aus Holz.
Unten ein anderer Bahnhof mit weiteren Varianten der Plakate. Man beachte das Blendol Plakat. Die Fahne ist verloren gegangen. Der Fensterausschnitt unter der Uhr hat gerundete Ecken. Man sieht, alles war Handarbeit und es gab einige Varianten. Der Bahnhof dürfte auch original sein.

Oben der gleiche Bahnhof von hinten. Übrigens erkennt man auch die verschiedenen Farbvarianten der Lackierung. Offenbar war sie von Serie zu Serie verschieden.
Unten der zugehörige Bahnsteig 20/271. Dieser mit den 4 Säulen ist mit Sicherheit original und stammt aus der gleichen Sammlung wie der Bahnhof ganz oben.

Oben eine Variante mit 3 Säulen aus der gleichen Sammlung wie der Bahnhof mit dem Blendol Werbeplakat unter der Uhr. Entweder original oder schon vor vielen Jahren sehr gut nachgebaut. Unten nochmal aus anderer Perspektive. Ich habe auch schon geteilte Bahnsteige gesehen. Es ist schwer zu sagen, ob all diese Varianten original sind. Sicher war gar manchem Modellbahner der Preis der Originalgebäude zu hoch und man hat sie selbst aus Holz nachgebaut. Für das gesparte Geld konnte man einen zusätzlichen Zug kaufen.

Unten die beiden restlichen Holzgebäuder der ersten Serie. Der Lokoschuppen 20/272 und die Güterhalle mit Schiebetüren 20/273. Beide aus der gleichen Sammlung wie der Bahnhof ganz oben auf der Seite und daher ist ihre Originalität verbürgt. Die Fassade ist hellgrau matt und mit weniger Grünanteilen als der Bahnhof. Beide scheinen aus der gleichen Herstellungsserie zu stammen. Im Hintergrund der Bing Tischbahn Bahnhof im Größenvergleich.


Der deutsche Trixbahnhof Trixstadt wurde zur gleichen Zeit in England von TTR verkauft. Er war der deutschen Ausführung sehr ähnlich und war mit "Twin City" beschriftet. Auch hier findet man die Poster an den Wänden. Allerdings keine Werbeposter für Schokolade oder Automarken, sondern Reiseplakate, die besonders lohnende Ausflugsziele zeigen. Natürlich auf den englischen Markt abgestimmt.
Vielen Dank an Garry Lefevre für die Bilder!

Der Bahnhof Twin City hat immer eine eckige Uhr. Dieses Detail wurde später mit dem "Manyways" Bahnhof übernommen, dessen Turmteil neben der Beschriftung mit "TTR" ebenfalls eine eckige Uhr hatte.
Lackierung und die ganze Ausführung des Gebäudes lassen es möglich erscheinen, daß auch der englische Bahnhof ab etwa 1936 in Nürnberg hergestellt wurde. Es gab noch eine ganze Reihe weiterer Holzgebäude für den englischen Markt, die allerdings ebenfalls nicht in Deutschland verkauft wurden. Zumindest ist dies nicht belegt.