Das Märklin Gleissystem der ersten Jahre


Märklin startete im Herbst 1935 mit dem neuen Spur 00 System. Man hatte sich die Bing Tischbahn-Gleise genau angesehen und entschied sich ebenfalls für Metallböschungsgleise mit durchgehendem Mittelleiter. Auf den ersten Blick waren diese kaum vom Bing - Gleis zu unterscheiden. Märklin brachte jedoch ein sehr stabiles und viel massiveres Gleis aus dickerem Blech heraus. Mit viel besseren Kontakteigenschaften. Man bedenke, die Bing Entwicklung war auf Uhrwerkbetrieb ausgerichtet und später elektrisch nachgerüstet worden. Die schöne Optik mit den großen Schwellenabständen und der Überzug der Gleisoberfläche mit Lackfirnis gaben dem Märklin Gleis ein tolles Aussehen - vielleicht ist es das schönste aller Spur 00 Gleise. Es ist sehr betriebssicher und die breiten Laschen sorgen für guten Kontakt am Mittelleiter. Das gesamte Gleisbett ist die Masse. Zusammen mit der sehr guten Stromabnahme der Loks über den Mittelschleifer und alle Räder hat man hier das betriebssicherste aller alten Gleise in Händen. Daher wurde es in neueren Varianten bis vor einigen Jahren noch viel verkauft. Die Weichen sind ebenso stabil wie zuverlässig. Sie werden mittels eines Einspulenmagneten über einen Taster geschaltet. Das Aufschneiden der Weichen aus dieser Zeit macht gelegentlich Probleme, wenn die Vorläufer der Loks leicht sind (z.B. E18 Nr.3023). Ich schreibe nur über das alte Gleis mit dem großen Schwellenabstand, da es für den fahrenden Sammler das Wichtigste ist.

Es gab folgende Varianten:
1935: Vernickeltes Schienenprofil, 2 Befestigungslöcher zw. 8 u.9 Schwelle aussen an der Böschung, dünner Mittelleiter (1mm), Böschung ohne Aussparung für Kabeldurchführung, Problematik: der dünne Mittelleiter führt zu hoher Schleiferabnutzung, ist deshalb relativ schnell ersetzt worden und heute kaum noch zu finden. Man sollte diese Variante nur in Abstellgleise, nicht aber in stark befahrene Strecken einbauen.

1936: Wie erste Variante, jedoch dicker Mittelleiter (3mm).

1937: Das Gleisbett hat an beiden Böschungsseiten in der Mitte je eine Aussparung für Kabeldurchführung bekommen. Damit man ein durch diese Aussparung geführtes Kabel nicht verletzt, wurden die Befestigungsbohrungen des Gleises verlegt. Sie sind jetzt rechts und links der Gleismitte (diagonal und nicht mehr in der halben Gleislänge) angeordnet. Das Schienenprofil ist immer noch vernickelt. Dies ist meine bevorzugte Variante zur Anlagengestaltung. Die Züge laufen super und ruhig, Kabel können bequem untergebracht und durchgeführt werden. Die Schrauben sitzen ideal.

1939: Jetzt sind die beiden Schienenprofile und der Mittelleiter brüniert. Damit hat dieses Gleis ein etwas modellhafteres Aussehen. Leider sind diese Profile rostanfälliger, als die vernickelte Variante. Daher weniger kontaktsicher und leider auch nicht mehr so schön.

1940 und später: Diese Variante ist schwer zu datieren. Die Böschung wurde nicht mehr gefirnist und hatte ein "gezeichnetes" Aussehen, d.h., man kann auf einem beigefarbenen Grundton so etwas wie eine Netztstruktur erkennen. Die Schienenprofile sind brüniert, der Mittelleiter aus Weißblech und wie auch die Kontaktlaschen unvernickelt. Das Gleis macht einen schlichten Eindruck und wirkt etwas matt.

In der kargen Nachkriegszeit mangelte es an Rohstoffen und Farbe. Man produzierte aus diesem Grund sehr verschiedene Farbtöne, während die Gleisgeometrie und der Schwellenabstand unverändert blieb. Es gibt beigefarbene und braune Böschungen, meist ohne Strukturierung. Von unten wurden die Gleise mit allen Farben lackiert, die man anders nicht gebrauchen konnte: blau und ähnliche Hässlichkeiten. Mit diesen Schienen kann man keine vernünftige Anlage aufbauen, da die Optik einfach nicht stimmt. Es sind reine Mangelprodukte. Danach kamen die neuen Formen zum Einsatz und die Schwellenabstände wurden kürzer, das Gleis wieder etwas schöner und stabiler und vor allem auch modellhafter. Das Wirschaftswunder machte diesen Qualitätssprung möglich. Nach vielen Varianten wurde dieses Gleis durch die Punktkontakt-Version ersetzt, die sich bis in unsere heutigen Tage hielt.


Es gibt ebenso viele Varianten der Weichen. Die Jahreszahlen sind vermutete Angaben und ich freue mich auf weitere Info aus der Leserschaft.
1935: Handweichen, ohne Laternen und elektrische Weichen ohne Laternen, diese sind NICHT durch Umbau von Handweichen entstanden und weisen eine andere Aussparung wegen des Magneten auf. Profile vernickelt. Herzstück aus vernickeltem Blech.
1936: Weichen immer noch ohne Laternen. Herzstück aus vernickeltem Blech. Die Weichen haben schon Aussparungen für Kabeldurchführung.
1937: Elektr. Weichen mit Blechlaternen, ohne Beleuchtung, 2 stoffummantelte Kabel direkt vom Magnet wegführend, Herzstück aus braunem Kunststoff.
1938: Gleiche Weichen, aber unterer Magnetanschluss zur Gleismasse und ein gelbes kunststoffummanteltes Kabel vom oberen Lötpunkt des Magneten wegführend und ebenso Weichen mit beleuchteten Laternen.
1939: Schienenprofile der Weichen wurden nicht brüniert.
1940: Mittelleiter aus rohem Weißblech. Laschen der Mittelleiter unvernickelt.