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Die Trix Güterwagen aus der Vorkriegszeit -
Altersbestimmung, Kupplungen

Im Mikado Katalog sind fast alle Trix Express Güterwagen der 30er Jahre abgebildet. Es fehlen nur wenige, wie z.B. der Berlin mit der olivgrünen Plane, obwohl dieser keine so große Rarität ist.
Oft gibt es aber Schwierigkeiten mit der exakten Altersbestimmung dieser Wagen, denn man muss einige Varianten gesehen haben, um ein Gefühl dafür zu entwickeln. Die Übergänge zwischen den Varianten waren fliesend. Diese Seite soll dabei helfen.

Die Kriterien zur Altersbestimmung sind nach Wichtigkeit und Aussagekraft geordnet:
Gehäuse bzw. Wagenaufbau:
Der Hauptteil des Wagens und damit der Ausgangspunkt jeder Beurteilung. Die Lithografie wurde um 1937 bei vielen Wagen entscheidend verändert. Schwer zu fälschen.
Fahrwerk: Nur unter einem gewissen Aufwand zu wechseln, Blechlaschen können beim Zubiegen brechen. Es gibt bei den kurzen Wagen 2 verschiedene Varianten, die man an den Federpaketen der Achsfedern erkennt. Nachlackierungen schwer erkennbar.
Kupplungen: Leicht zu wechseln, schon vor dem Krieg sind die 1937er Blechkupplungen als Ersatzteile in ältere Wagen eingebaut worden. Es gibt auch Wagen mit 2 verschiedenen Kupplungsvarianten am selben Modell, wenn alte Lagerbestände aufgebraucht wurden. Es gibt einige Varianten davon und auch der Kupplungskanal sollte beachtet werden. Man unterscheidet 2 verschiedene Typen. Die 1935er und 36er Gusskupplung wird heute nachgebaut und kann patiniert werden. Dann ist sie nur noch anhand des niedrigen Schmelzpunktes zu erkennen (Lötkolbenprobe). Originale 1935er Kupplungen können in die etwas billigeren 1936er Wagen einbebaut werden. Wird dies professionell gemacht, kann man die Veränderung nicht mehr erkennen. Dies geht aber nicht bei den 4-achsigen Personenwagen, die verschiedene Drehgestell-Laschen haben.
Dach: Sehr leicht zu wechseln, wurde oft schon beim Spielbetrieb der Erstbesitzer vertauscht. Leicht nachlackierbar.
Achsen: In die 35er und 36er Fahrwerke passen nur die Quetschachsen. Bei diesen rollen die Radscheiben auf den festsitzenden Achsen. Ab 1937 drehten sich die Achsen im Fahrwerkslager und die Radscheiben waren auf den Achsen festsitzend. Die folgenden Bilder veranschaulichen dies.

Hier sieht man alle Kupplungstypen der 30er Jahre in einem Bild. Von links nach rechts:
1935: spitze Gusskupplung
1936: dicke Gusskupplung
1937: Blechhakenkupplung
1938: Blechhakenkupplung mit Blechausheber zur Fernentkupplung mittels speziellem Gleisstück (bei einfachen Wagen als Zubehörteil, bei Modellwagen immer dabei)
1939: Leichtmetall-Gusskupplung mit Nase zur Fernentkupplung
Von links: Die Typen von 1935 und 1936 im Detail. Beide hatten einen Bügel aus Metalldraht. Kurze, dicke Bleipuffer. Alles ist heute als Nachbauteil erhältlich.

Von links:
1937 ohne Blechausheber, jetzt kurze Blechpuffer
1938 mit Blechausheber
1939 kam die sehr funktionelle Kupplung aus Leichtmetall - Legierung, die auch noch nach dem Krieg an Güterwagen verwendet wurde. Hierzu gehört nur ein Bügel auf einer der beiden Kupplungen. Kehrschleifen waren mit dem Zweizugsystem ohnehin nicht möglich. Somit wurden die Wagen immer in der gleichen Richtung gekuppelt und nie gedreht. Eine halbrunde Blechplatte über der Kupplung hält den Bügel bei Schiebebetrieb in Position.
Die kurzen Güterwagen hatten von 1935 bis Anfang 1937 die großen Federpakete an den Achslagern. Dazu gehören die Quetschachsen (1935 zum Teil noch mit Blechringen zur Quetschstelle  hin unterlegt) und kurze, dicke Bleipuffer.
Die beiden Kupplungen waren mit einem durchgehenden Kupplungskanal aus Blech verbunden. Dieser verdeckt die darin enthaltene Feder, welche die Kupplungen in der Richtung hält.

Ein Wagen aus der Übergangszeit 1936/37. Das Fahrwerk ist noch aus der 35/36er Serie mit den großen Federpaketen und den Bleipuffern. Der Aufbau zeigt schon die neue, etwas schlichtere Lithografie. Die Kupplungen sind von 1937 und haben ebenfalls den durchgehenden Kanal.

Der gleiche Wagen sah etwas später im Jahr 1937 so aus. Das neue Fahrwerk mit den kleinen Federpaketen und den kurzen, aus Metall gedrehten Puffern war jetzt Standard. Ab jetzt waren auch die Rollachsen eingebaut, die sich in den neuen Achslagern drehten. Man sieht deutlich die veränderte Ansicht der Achslager, bestehend aus dem eigentlichen Lager und der darübergeklemmten Achsblende, welche das Loch verdeckt. Das Rollverhalten wurde etwas besser. Erst lange nach dem Krieg kamen die Nadellagern, die noch heute Stand der Technik sind.

Die nächsten Veränderungen kamen 1939. Die neuen Kupplungen sitzen jetzt in separaten Kupplungshaltern. Der durchgehende Kanal mit Feder entfällt. Die nach unten zeigenden Nasen der Kupplung ermöglichen erstmals ein automatisches Abkuppeln mittels spezieller Gleisstücke. Der Blechausheber von 1938 musste jetzt nicht mehr nachgerüstet werden. Die Form wurde bis in die 60er Jahren beibehalten und durch die klobigen, dicken Metallkupplungen ersetzt. Nach dem Krieg wurden die Puffer länger. Diese Kupplung ist im Fahrbetrieb optimal und in der Funktionalität durchaus mit der 1940er Bügelkupplung von Märklin gleichzusetzten.

Oben ein Beispiel für den Wechsel der Lithografie bei Güterwagen. Der sehr seltene und schöne Bananenwagen in der 36er Ausführung mit dicken Gusspuffern. Rechts daneben die häufigere Variante von 1939 mit kurzen gedrehten Puffern. Die Bedruckung wechselte im Laufe des Jahres 1937. Es gibt frühe 1937er Bananenwagen mit 1935/36er Lithografie und  Fahrwerk und den 1937er Kupplungen. Hat man damals alte Lagerbestände aufgebraucht, oder erst Mitte 1937 die Bedruckung gewechselt? Es existieren auch Wagen mit 1935/36er Aufbau auf dem Fahrwerk von 1937 mit den kleinen Federpaketen.  Ein altes 35/36er Gehäuse auf einem 1939er Fahrwerk ist schwer zu erklären. Trix müsste ganz alte Lagerbestände der ersten Lithographie aufgebraucht haben. Das wäre vor dem Hintergrund des bevorstehenden Krieges und der Rationierung von Metallen vielleicht denkbar. Auf alle geschlossenen Güterwagen bis 1936 gehört das weiße Dach. Kein einziger Güterwagentyp von Trix war geprägt oder hatte durchbrochene Aufbauten wie zum Beispiel der Kleintierwagen von Märklin. Märklin war neben Karl Bub der einzige Hersteller geprägter Wagen.
Unten der Kühlwagen. Bis 1936 hatte er stilisierte Aufschriften, die einen Verkauf im Ausland übrigens leichter machten. Auch hier ist die alte Bedruckung seltener und sehr gesucht. Ein reinrassiger Güterzug mit den ersten Wagen ist fast nicht zu überbieten. Ab 1937 dann die kleinen Federpakete und die neue Bedruckung. Rechts ein Modell von 1939. Bei Trix und Märklin verschwanden nach dem Krieg fast alle kurzen Güterwagen. Die langen Blechwagen hielten sich noch wenige Jahre, dann kam die große Zeit der „Supermodelle", bevor man sich in die Abgründe das Plastikbaues verabschiedete.

Unten sieht man einige Varianten der Planewagen auf Basis des Berlin im Vergleich. Der ganz rechte Wagen mit der olivgrünen Plane ist nicht im Mikado gelistet und eigentlich gar nicht so selten. Zur gleichen Zeit gab es diesen Wagen auch mit weißer Plane. Warum zwei verschiedene Farben angeboten wurden, ist nicht bekannt. Vielleicht nutzte man einfach die Möglichkeit der preisgünstigen Variation. Der linke Wagen trägt eine meiner Nachbauplanen und hat die Basis des grünen Berlin. Die Plane wurde über ein gebogenes Blech gespannt und mit Schnur an den Puffern befestigt. Märklin betrieb bei vergleichbaren Wagen größeren Aufwand und packte einen speziellen Blechträger unter die Plane. V.S.N. ist die Abkürzung für Vereinigte Spielwarenfabriken Nürnberg. Diesen Wagen gibt es ab 1938 auch mit dem Aufdruck TRIX.

Aus der Praxis:
Fährt man diese Wagen, so ist das Rollverhalten der Quetschachsen etwas schlechter, als das der Rollachsen. Die Achsen sind leider oft angerostet. Bei Quetschachsen sitzen dann die Räder fest und der Wagen rollt gar nicht mehr. Man löst das Problem, indem man die Rollflächen ölt und die Radscheiben mit sanfter Gewalt auf den Achsen dreht. Dadurch kriecht etwas Öl in die Lager. Dann spannt man die Achse in eine langsam laufende Bohrmaschine ein und hält die Radscheibe fest. Nach einigen Umdrehungen beginnt die Radscheibe sich leichter zu drehen. Das muss man solange durchführen, bis die gewünschte Rollfähigkeit erhalten wird. Die Achse sollte nicht zu heiß werden (Reibung!), sonst wird das Bakelit der Radscheibe zerstört. Eventuell Pausen einlegen.

Die 1935er Kupplung macht im Schiebebetrieb Probleme. Daher hatte man ab 1936 die dicken Gusskupplungen eingebaut. Diese funktionieren zwar ganz gut, aber die Gussnase war oft nicht den Belastungen eines längeren Zuges gewachsen und brach ab. Man sollte bei Schiebebetrieb zumindest immer Wagen mit dem breiten, trapezförmigen Kupplungsbügel in Nachbarschaft zu 1935er Wagen mit spitzer Kupplung einstellen. Damit werden Entgleisungen weitgehend vermieden.

Die 1937er Blechkupplung war dann stabiler und durch Nachrüsten mit dem Blechausheber ist sie im Rangierbetrieb gut zu gebrauchen und kann mittels Entkupplungsgleis bedient werden. Am besten jedoch arbeitet die 1939er Kupplung, welche lange Zeit der Top Standard war. Ziehen, schieben, entkuppeln - alles läuft ganz problemlos und ohne Bocksprung der Lok. Mit der Einführung der untersetzten Superautomatik 20/56 war Trix zu Kriegsbeginn führend in der Modellbahntechnik. Damals war „Spielen" absolut verpönt und der erwachsene Modellbahner hatte sich, bitteschön wissenschaftlich und eisenbahnerisch korrekt, mit den Betriebsabläufen zu beschäftigen. Man betrieb „Modellbahnsport". Heute sieht man das zumindest in unserer Truppe sehr locker und es macht einfach Spaß, die 70 Jahre alte Technik zu bedienen.

Diese Seite kann nur eine kleine Hilfe sein. Bei den 20/68 Tankwagen wurde die Lithografie übrigens nie geändert. Vom kurzen gedeckten Güterwagen gibt es eine Variante ohne deutsche Aufschrift für den Export nach Südeuropa und die 1937er Kupplung wurde an der Front der Pazifik bis in die 50er Jahre verwendet. Alles nicht ganz so einfach.

Ich bin gespannt, wie viele Mischvarianten noch auftauchen. Wichtigste Anhaltspunkte bleiben die Gehäuse und Fahrwerke. In meinem Besitz ist ein 1936er LEUNA Tankwagen, der auf der einen Seite eine 1937er Kupplung hat. Garantiert original.

Links die oben beschriebene Quetschachse, welche nur in den Fahrwerken von 1935/36 Verwendung fand. Die Radscheiben drehen sich lose auf der fest eingeklemmten Stahlachse. Der Rollwiderstand ist etwas höher, als bei den späteren Achsen von 1937 an.

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