Die Universalweiche für 00 / H0 - Bahnen im Vorbild und Selbstbau
Im Jahre 1953 stieg Trix Express in Deutschland vom Bakelitgleis auf die sogenannten Pappschienen um. Dies war ein modellhaftes Gleis aus Bitumenpapier mit nachgebildeten Schwellen in schwarz. Die Anordnung der Leiter war gleich geblieben. Man fuhr weiterhin das Zweizugsystem, stieg aber gleichzeitig von Wechselstrom / Allstrom auf den zeitgemäßen Gleichstrom um. Speziell hierfür wurde der bahnbrechende Gleichstrom - Trafo entwickelt (siehe auch meine Gallerie Trix Technik).
In England war man dem Bakelitgleis und dem Wechselstrom bis 1957 treu geblieben. Möglicherweise fürchtete man die negativen Folgen eines solchen einschneidenden Systemwechsels. Doch dann kam auch hier der Wechsel zum Pappgleis und zum Gleichstrom. Um 1959 entwickelte man die Weichen des Pappgleises noch einen Schritt weiter zur sogenannten Universalweiche (universal point). Damit wurde der Fahrbetrieb von 2-Leiter Gleichstrom-Loks und den alten 3-Leiter Express Maschinen auf EINEM Schienensystem ermöglicht. Eine geradezu geniale Lösung, die in Deutschland komplett versäumt wurde. Diese Universalweichen wurden elektrisch (Artikel Nr.U728) und handbetrieben (U727) nur etwa 2 Jahre lang hergestellt (während der Dufay Ära von TTR) und sind daher ziemlich selten und leider auch teuer.
Warum sich nie ein anderer Hersteller (außer TTR und Wrenn) zu dieser Lösung durchgerungen hat, ist mir nicht bekannt. Schon zu Zeiten der großen Spuren hatte man solche Weichentypen hergestellt, die ohne Radlenker auskommen und daher die Räder nur an der Außenseite führen. Spurkranzdicke, Laufffläche und (durch das hohe Schienenprofil des Express-Gleises für 2mm Spurkränze) die Höhe der Spurkränze sind nicht von Bedeutung für die einwandfreie Führung der Räder im kritischen Bereich der Weichen.
Da das Trix-Express System aus drei voneinander isolierten Leitern besteht und der Mittelleiter wie bei den alten Märklin Schienen durchgehend ist, kann man fast alle Fabrikate darauf fahren. Die Modelle sollten allerdings schon 1mm Spurkranz haben und den engen Radius der Express Gleise durchfahren können. Bisher laufen auch alle meine Märklin Modelle ohne Probleme auf diesem Material. Bei hoher Geschwindigkeit auf der Geraden stellt man ein leichtes Schlingern fest, was aber nicht besonders stört. Wer sich an dem Klack-Klack-Klack und der Optik des schwarzen Bakelitgleises stört, kann auch ganz auf Pappschienen umsteigen und diese bemalen. Dann sieht man kaum einen Unterschied zu modernem Profigleis. Der Mittelleiter der Pappschienen ist dunkel und sehr dünn und daher fast unsichtbar.

Universal points for 00/H0 - scale model railways and self-made ones
In 1953 Trix Germany launched the DC technology and moved ahead from the bakelite track to the bitumen base model track. In England TTR stayed with the old AC technology till 1957. Then they followed the changes from the toy train to the model train. The new models with the DC motor were released to the market and the new bitumen track was presented. Some say it was too late. But TTR did not only change the track like Trix did it in Germany some years before. They went a step further and developed the universal points which were produced in 1959 and 1960 after Dufay had taken over the business. The universal points were available in a hand operated (reference number U728) and a remote control version (U727). In other countries these efforts were never made. So this universals are pretty rare which makes them expensive. The principle is genious and allows to run nearly all AC and DC items on it. No matter if they have coarse or scale wheels. I am running all my Trix, TTR and Märklin models on the same track and even my old Bing table railway loco makes no problems. One just has to select the right transformer to change between AC and DC and 2- or 3-rail system. At least the locos need to have 1mm wheel flanges.

Die Nahaufnahme zeigt es deutlich: Die schwenkbaren Mittelteile der Weiche reichen bis ans Herzstück und führen die Räder absolut sicher. Hier steht die Weiche auf "geradeaus". Die schwarze Plastikplatte in der Weichenmitte ist der Dreh- und Lagerpunkt des Schwenkmechanismus. Es handelt sich übrigens hier um eine Handweiche. Man beachte die Markung: "TRIX" und "made in England". Schon die Bakelitschienen für den englischen Markt wurden im Gegensatz zur Loktechnik immer in England hergestellt.

The close up shows clearly the idea of the universal points. Here it is switched on "straight". The plastic plate in the middle of the point is the turning point. It is hand operated. See marking "TRIX" and "made in England". TTR tracks were always produced in UK pre and post war.

Nun zum Nachbau der leider seltenen Universalweichen. Man nehme eine ganz normale und relativ billige Pappweiche mit Hohlprofil-Schienensträngen. Das Profil sieht aus wie ein umgedrehtes U. Entferne mit einem scharfen Stemmeisen im mittleren Bereich der Weiche die beiden Profile der inneren Radlenker sowie ein kleines Stück des Mittelleiterprofiles, das in der Nähe des schwenkbaren Weichenteils aus Kunststoff ist. Man kann den Absatz zwischen Metall-Leiter und Kunststoff-Stück im letzten Zentimeter gut erkennen. Die äußeren Radlenker der normalen Express-Weiche stören nicht und können bleiben.
Dann setzt man die selbstgefertigten Messingprofile an dieser Stelle ein und erhält eine Nachbau-Universalweiche. Die Herstellung der Messingprofile wird gleich beschrieben.


To convert a fibre base point from the fifties into a universal point see the following instructions. The fibre base point has hollow profile which looks like a U which is turned down (see picture below). Take a sharp crowbar and remove a part of the plastic material from the centre rail and remove the inner guides completely. The outer guides are no problem and can remain. Now there is enough space to fit the self made brass parts by sliding it in the hollow profile of the fibre point. The universal point (see above) is ready for use. How to make the brass parts is explained in the coloured drawing below.

Man braucht dazu ein Messingrohr mit Außendurchmesser 2mm und 1mm Lochdurchmesser. Dazu noch einen Messingdraht mit Außendurchmesser 1mm, der in die Öffnung des Messingrohres passt (siehe unten). Das gibt es alles im Bastelgeschäft in Längen von etwa 1 Meter.
Vom Rohr sägt man die benötigte Länge ab. Dazu an der Weiche maßnehmen. Am besten geht das Sägen mit einer Mini-Trennscheibe für den Multi-Dremel. Mit etwas Routine kann man das Rohr auf Anhieb in der richtigen Schräge abschneiden. Gegebenenfalls etwas nachfeilen. Dann lötet man ein etwa 10 cm langes Drahtstück in die Öffnung des Messingrohres (fast ganz durchschieben). In meinen Versuchen war das Drahtstück ausreichend steif, um eine stabile Verlängerung des Rohres zu garantieren. Der Draht wird nun vom Mittelteil der Weiche nach hinten in das umgekehrte U-Profil des Schienenprofils vom schwenkbaren Mittelteil der Weiche eingeschoben. Dabei auf die richtige Ausrichtung des schrägen Rohres achten. Die 1mm Dimension des Drahtes passte genau in den Hohlraum des Schienenprofiles. Man schiebt soweit rein, bis das Messingrohr mit der Lötstelle anschlägt. Sieht man nun von unten auf die Weiche, erkennt man, ob der Draht gut im U-Schienenprofil liegt. Dann klebt man mit Sekundenkleber den Draht an mehreren Punkten im U-Profil der Weiche fest - fertig! Nun folgt noch die Feineinstellung des Rohrteiles in der Weiche durch vorsichtiges Zurechtbiegen und die abschließende Probefahrt.



You need a brass tube of 2mm with 1mm hole and a brass wire of 1mm outer diameter which is stable enough and fits exactly into the brass tube (see below). Normally these are sold in lenght of 1 meter.
Cut off the needed material from the tube. Take the size directly from the point. I suggest to use a Multi-Dremel (in Germany a commom miniature drill and cutting machine). Cut the slope and if necessary file to get the right shape. Then solder a 10cm part from the brass wire into the tube (on both ends of the tube) and put the finished part into the U-profile of the point. I used rapid glue on cyan acrylate basis which gave the best results. Then the work is done and one only has to adjust the new point in making a trial run.

Oben: Der Draht muss genau in das Rohr passen, damit die Lötstelle stabil ist.
Unten: Die genaue Zeichnung zum Zusammenlöten des Messingdrahtes (grün) in das Rohr (rot). Gelötet wird an der Schräge vorne am Rohr und am Übergang zum Draht. Die Schräge ggf. etwas nachfeilen und den Draht vor dem Einbau in die Weiche ablängen.
above: The wire should fit exactly into the tube to make a proper soldering.
below: The drawing shows how to solder the (green) brass wire into the (red) brass tube. Solder on the slope and on the rear opening of the tube.

Abschließend nochmals das fertige Produkt im Vergleich zur normalen Pappweiche. Ich habe die Pappweiche gewählt, obwohl ich sonst fast nur auf Bakelitschienen fahre. Das hat mehrere Gründe: Die Bakelitweichen wollte ich nicht umbauen. Das habe ich nicht übers Herz gebracht, da sie mittlerweile schon relativ teuer sind und ich eine gewisse Achtung vor solchem "Kulturgut" habe. Während die Bakelitschienen aus relativ hartem Material sind (eben Bakelit), sind die zu verändernden Teile der Pappschienen aus weichem Kunststoff hergestellt. Man kann somit ganz einfach die störenden Teile entfernen, ohne daß danach die Finger daneben liegen. Vorsicht beim Umgang mit scharfen Stemmeisen! Ich übernehme keine Haftung bei Verletzungen! Ich habe während meiner Studienzeit lange als Schreiner ausgeholfen und oft mit diesen gefährlichen Werkzeugen gearbeitet. Man braucht eine gewisse Übung. Lassen Sie das im Zweifelsfalle eine erfahrene Person durchführen.
Man kann die Pappweichen sehr einfach mit den Bakelitschienen kombinieren, denn es gab in den 50er Jahren sogenannte Übergangsgleise (transition rails) in Deutschland und England zu kaufen. Diese sind entweder aus Bakelitschienen hergestellt oder aus Pappschienen-Böschungsgleis gefertigt. Zwischen den Bakelitjahren und dem Pappzeitalter bei Express gab es nämlich für kurze Zeit eine Zwischenlösung aus Pappschienen in der Form der Bakelitschienen. Die hat man oft keilförmig zugeschnitten.
Einen sehr guten Bericht über den Umbau von Bakelitweichen auf Universaltechnik kann man in der TTRCA Gazette Numer 103 vom Juni 2001 lesen (Autoren: Keith Jones und Martin Drayson). In meiner Linkliste findet man die Website der TTRCA.

Last not least the finished product in comparison to the normal fibre based point. Even if I normally run my TTR on bakelite track I have chosen the fibre based points because I did not want to scrap my vintage bakelite material and because bakelite is a very hard material which is difficult to cut off. The plastic used with the fibre points is softer and easier to handle. Be carefully when cutting the inner guides away. Its on you own risk to handle these sharp instruments and this are your fingers. You only have ten of them...
To connect the fibre tracks to my bakelite track I used the transition rails which were available in bakelite and fibre material (only in the mid fifties). To learn about the conversion of bakelite points into universal bakelite points please see the article published in the TTRCA Gazette No. 103, June 2001 (authors: Keith Jones and Martin Drayson). Please use the link to TTRCA on my link list.

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